Der „Gasthof zum Stern“ in Oetz – Dolomitgestein als Ausgangsmaterial für Putze
GRUNDINFORMATION
ZUGÄNGLICH: von außen
GEMEINDE: Oetz
ADRESSE: Kirchweg
GEOGRAFISCHE KOORDINATEN: 47.203843, 10.898599
PROVINZ: Nordtirol
ANFAHRT
Der Gasthof zum Stern befindet sich im Zentrum der Gemeinde Oetz. Sie fahren auf der Inntalautobahn A12, nehmen die Ausfahrt Haiming – Ötztal und fahren auf die B186 (Hauptstraße) bis ins Zentrum. Zu Fuß gelangen Sie von der Ötztal Tourismus Information Oetz über die innerhalb weniger Minuten über die Dorfstraße in den Kirchweg zum Gasthof.
BESCHREIBUNG
Der denkmalgeschützte „Gasthof zum Stern“ befindet sich im Zentrum der Gemeinde Oetz, am Eingang des gleichnamigen Ötztals. Der spätgotische Gasthof ist ein traditioneller Tiroler Gasthof mit Mittelflurgrundriss, regelmäßiger Fassadengliederung und reicher Fassadenbemalung. Die nördliche Giebelfassade verfügt über ein breit abgeschrägtes Spitzbogenportal, über dem sich ein fünfseitiger Mittelerker befindet. Die an dieser Fassadenseite vorhanden figuralen Darstellungen zeigen neben lokalen Bezügen auch gegenreformatorisch geprägte Szenen aus dem Alten Testament. Für diese Fassadenmalereien wurde auf dem Mauerwerk ein Putz aufgebracht, dessen Bindemittel aus gebrannten Dolomit hergestellt wurde. Putze und Mörtel sind klassische Beispiele für die historische Verwendung des Dolomitgesteins in Tirol als Ausgangsmaterial für die Bindemittelherstellung.
WISSENSWERTES
Die Verwendung von reinem Kalk als Bindemittel für Mörtel/Putze wird mit dem Kalkkreislauf beschrieben. Beim Brennvorgang wird das Calciumcarbonat unter Freisetzung von Kohlenstoffdioxid zu Calciumoxid umgewandelt (= Branntkalk). Beim anschließen Kalklöschen wird diesem Branntkalk Wasser geführt, wobei Calciumhydroxid entsteht. Zur Herstellung von Putze oder Mörtel wird das so entstandene Calciumhydroxid als Bindemittel verwendet. Nach der Verarbeitung von Mörtel/Putzen am Bauwerk reagiert das Calciumhydroxid mit atmosphärischen Kohlenstoffdioxid zu Calciumcarbonat (Kalk) bildet. Bei der Verwendung von Dolomitgestein entsteht aufgrund des Magnesiumanteils neben Calciumoxid auch Magnesiumoxid. Beim anschließenden Löschvorgang werden beide Verbindungen zu Calciumhydroxid und Magnesiumhydroxid umgewandelt. Nach der Verarbeitung am Bauwerk und der Aushärtung des Bindemittels entsteht einerseits wieder Calciumcarbonat und mit zeitlicher Verzögerung auch Magnesiumcarbonat. Interessanterweise bildet sich bei diesem Prozess nicht wieder das Ausgangsprodukt Dolomit, sondern Calcium- und Magnesiumcarbonat. Aus diesem Grund liegt bei der Verwendung von Dolomitgestein als Bindemittel kein Kreislauf vor.
LITERATURVERZEICHNIS
-
R. Rampold, Kunstführer Tirol die 400 bedeutendsten Kunstschätze in Nord- und Osttirol, Tyrolia-Verlag, 2014
-
A. Diekamp, Bindemitteluntersuchungen an historischen Putzen und Mörteln aus Tirol und Südtirol, Dissertation an der Universität Innsbruck, 2014.
AUTOR: Tobias Bader, 30/04/2020